"Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt." (Gustav Heinemann) Im März Sprachcafe warfen wir genau darauf einen Blick, auf Obdachlosigkeit in der deutschen und japanischen Gesellschaft. Es ergaben sich einige spannende Feststellungen aus unserer Diskussion, die ein oft vergessenes Thema in den Mittelpunkt stellte. Die hohen Zahlen von Menschen ohne eine Unterkunft warfen die Frage nach den Ursachen für dieses Problem auf. Den typischen Obdachlosen gibt es natürlich nicht, doch Krankheit, Alter, Trennung, Verlust von Arbeit und finanzielle Probleme lassen sich sowohl in Japan als auch in Deutschland als Risikofaktoren feststellen. In Deutschland kommt das strukturelle Problem des Anstiegs der Mieten hinzu, in Japan das Gefühl der Schuld, welches Leute davon abhält Hilfe einzufordern. Auch die strengen Regelungen beim Antrag auf die geringe staatliche Grundsicherung stehen sowohl in Japan als auch in Deutschland vielen im Wege. Was kann man tun? Engagement in einer der vielen ehrenamtlichen Organisationen? Natürlich, das ist eine gute Idee, doch bleibt die Frage wie es sein kann, dass wohlhabende Staaten wie Deutschland und Japan es nicht schaffen diese Leute aufzufangen. (Miriam)
Das Thema des Februar Sprachcafes war die so genannte 68er-Bewegung und ihr Einfluss auf die Gegenwart. Nach einem Blick auf Deutschland schauten wir vergleichend nach Japan. Es ließen sich einige Parallelen zwischen den Studentenbewegungen der 60er und 70er Jahre finden. Das Jahr 1968 liegt mittlerweile 50 Jahre zurück, doch die meisten der zehn Teilnehmer waren sich einig, auch wenn viele der damals formulierten Ziele nicht erreicht wurden, die in den 60er Jahren geborene Bewegung hat einen wichtigen Beitrag zu unserer heutigen Gesellschaft geleistet. Was mich persönlich in der Diskussion am meisten überrascht hat war, dass das deutsche Wort „Gewalt“ in dieser Zeit ins Japanische übernommen wurde und in Form von „Gewaltstudent“ zur Anwendung kam. (Miriam)
Im Januar Sprachcafe mit dem Titel „Japan nervt! Deutschland auch.“ Diskutierten wir mal über die nervigen Seiten Deutschlands und Japans, die im kulturellen Austausch, so waren sich die meisten einig, oft zu kurz kommen. Erstaunlicherweise waren wir uns in vielen Punkten einig. In Deutschland nerven sowohl die unfreundlichen Servicekräfte als auch die Bürokratie, die Tatsache, dass wer am lautesten schreit bekommt was er will und wer dies nicht tut wird übergangen und die Kosten, die überlebenswichtige Dinge wie ein Toilettengang oder ein Glas Wasser mit sich bringen. Bezüglich Japan dagegen kamen die Uneindeutigkeit, sowie die zwei Gesichter der Japaner, mangelndes kritisches Denken und die Arbeitszeiten zur Sprache. Nach eineinhalb Stunden angeregter Diskussion dachte ich wie schon so oft, würde man Deutschland und Japan vereinen, sie könnten sich sehr gut ausgleichen und etwas wirklich großartiges zustande kommen.
Im Dezember Sprachcafe durfte ich mit 12 Teilnehmern einen Rückblick auf das Jahr 2017 werfen. Was Deutschland betrifft so zeigt „Jamaika-Aus“ auf Platz eins der Wörter des Jahres 2017 was die Deutschen im letzten Jahr beschäftigt hat: die Bundestagswahl. War das Jahr 2017 in diesem Sinne für die Regierung ein schwieriges, war es für Andere ein großer Erfolg. So wurde nach einem Bundestagsbeschluss vom 30. Juni, am 01. Oktober 2017 die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet. „Ehe für alle“ steht nach „Jamaika-Aus“ auf Platz zwei der Wörter des Jahres. Das Gefühl von Stolz auf Deutschland, dass es im letzten Jahr endlich geschafft hat die Bedeutung von Ehe zu erweitern hält mit Blick auf die Google-Suchanfragen 2017 jedoch nicht lange an. Die meist gegoogelte Wo-Frage ist nichts wichtigeres als „Wo hat Manuel Neuer geheiratet?“. Als meist gegoogelte TV-Show hat das Dschungelcamp das rennen gewonnen. (Sie kennen das Dschungelcamp nicht? Sie Glückliche/r!). Des weiteren möchte ich mich bei den Teilnehmern für die persönlichen Einblicke in das vergangene Jahr, sowie das Teilen von Wünschen für 2018 bedanken. Es war ein schönes Ende für 2017.
Ich wünsche Ihnen ein frohes neues Jahr und freue mich auf weitere gemeinsame Gesprächsrunden.
Im November Sprachcafê sprachen wir mit 14 Teilnehmern über deutsche Feste, genauer gesagt über Karneval, Valentinstag, Ostern, Weihnachten und Neujahr und wie diese Feste in Deutschland gefeiert werden. Hierbei berichteten zwei Deutsche aus ihrer persönlichen Erfahrung und schnell wurde klar, dass es regional große Unterschiede gibt. Auch sprachen wir über Deutschland und Japan im Vergleich, was besonders im Bezug auf Valentinstag und Weihnachten spannend war. Die Deutschen haben keinen White Day und keine Giri-Schoko (Schokolade die man aus Höflichkeit verschenkt) und sie Essen auch keine Weihnachtstorte. Sogar als Deutsche lernte ich einiges bei diesem Cafê, auch über mein eigenes Land, beispielsweise dass Weihnachtsbäume in Deutschland nach Weihnachten an Elefanten verfüttert werden. Die paar Elefanten die in deutschen Zoos haben bei ca. 82 Millionen Deutschen bestimmt viel zu Essen! (Miriam)