Nachdem ich zuletzt noch über meine letzte Sprachkneipe geschrieben habe, ist es nun Zeit, mich an dieser Stelle noch einmal richtig bei allen Teilnehmern und Lesern des Blogs zu verabschieden. Ja, schon wieder ist ein halbes Jahr vorbei und meine Zeit als Praktikantin der JDG geht langsam zuende. Ich blicke auf eine sehr schöne und ereignisreiche Zeit zurück, in der ich sehr viel über Japan lernen und hoffentlich auch einiges über Deutschland vermitteln konnte.
Ich freue mich sehr, dass ich mit dem Praktikum bei der JDG die Möglichkeit hatte, in eigenen Veranstaltungen Deutschland und seine Kultur in Japan vorzustellen. Es ist schön, dass sich in Japan so viele Menschen für Deutschland interssieren und ich werde mein Heimatland nach der Zeit hier bestimmt mit anderen Augen sehen, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin. Tokyo ist eine sehr aufregende Stadt und es war sehr schön, ein halbes Jahr lang Bewohner dieser Metropole zu sein. Durch die vielen Veranstaltungen und Empfänge der JDG habe ich sehr viele nette Menschen und auch die Stadt besser kennengelernt.
Jetzt wo es Frühling wird, und die ersten Bäume blühen, möchte ich eigentlich noch länger bleiben, aber es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein.
Haben Sie heute schon die ersten Kirschblüten entdeckt? An vielen Orten in Tokyo dauert es jetzt nur noch wenige Tage und die Kirschbäume stehen in voller Blüte. Schon seit einigen Wochen gibt es ja Dekoration und Süßigkeiten mit Kirschblütenmotiven zu kaufen, die auf die Frühlingszeit einstimmen sollen. Das habe ich zum Anlass genommen und mein letztes Sprachcafe der JDG zum Thema „Leben mit den Jahreszeiten“ gegeben.
Doch ich beginne diesen Artikel mit einer Frage, die ich in Japan sehr oft gestellt bekomme: „Gibt es in Deutschland vier Jahreszeiten?“. Vielleicht werden das nicht nur Deutsche gefragt, aber Japaner scheint sehr zu interessieren, ob vier voneinander getrennte Jahreszeiten wohlmöglich nur in Japan existieren. Dass diese Frage am Ende gar nicht so einfach zu beantworten ist, darauf werde ich später eingehen.
Zuerst haben Sie aber gelernt, wie die vier Jahreszeiten, die es metorologisch in Deutschland durchaus gibt, auf Deutsch heißen.
シュプラハクナイぺでは最初に季節を表すドイツ語を一緒に覚えました。
der Frühling 春 der Herbst 秋 der Sommer 夏 der Winter 冬
Danach habe ich Sie gefragt, welches Ihre Lieblingsjahreszeit ist. そのあと、一番好きな季節について話しました。
Meine Lieblingsjahreszeit ist... 一番好きな季節は・・・・です。
Ich habe dann in die Runde gefragt, wie die Jahreszeiten in Japan begangen werden und was man in den verschiedenen Jahreszeiten machen kann.
それで、皆さんに、日本にける季節のそれぞれの行事や特徴について聞きました。
Im [Jahreszeit] kann man... [季節] に・・・ができます。
An Stelle der Punkte kann man ein Verb in der Wörterbuchform anhängen. 点々のところに辞書形の動詞を入れますと、「・・・ことが出来る」という内容を表せます。
Beispiel: 例: Im Sommer kann man schwimmen. 夏に泳ぐことができます。 Im Winter kann man Glühwein trinken. 冬にホットワインが飲めます。
Anschließend habe ich die Deutschen Jahreszeiten und einige Bräuche und Feste vorgestellt. Viele Bräuche haben ihre Ursprung im christlichen Glauben und der Klostertradition. Früher wurden die Monate zudem anders genannt und verwiesen mehr auf landwirtschaftliche Tätigkeiten. Heute sind viele dieser Wetterphänomene, die früher für die Landwirtschaft sehr wichtig waren, dem durchschnittlichen Deutschen nicht mehr ganz so geläufig.
In Japan existieren viele dieser Begriffe wie „risshun“(Einstellen auf den Frühling, mit unmittelbarer kleiner Regenzeit etwa im Februar) , „daikan“ (Phase der „großen Kälte“ ungefähr Ende Januar) oder „tsuyu“(Sommerregenzeit im Juli) und sind auch allgemein bekannt. Hier sehe ich schon einen ersten Unterschied zu Deutschland: das Verständis der Jahreszeiten ist in Japan um einiges ausgeprägter. Das fängt bei den Bräuchen und Aktivitäten an und hört bei den Spezialitäten, die man in dieser Jahreszeit essen sollte, auf. In Deutschland gibt es nur wenige Lebensmittel, die wirklich saisonal begrenzt sind. Dazu zählen auf jeden Fall Erdbeeren und Spargel, die nur für kurze Zeit wirklich lecker sind. Hinzu kommen Süßigkeiten für Feste wie Ostern oder Weihnachten, die man mittlerweile zwar immer früher, aber nur für kurze Zeit kaufen kann. In Japan sieht das anders aus und es gibt, je nach Jahreszeit, immer wieder neue Geschmacksrichtungen.
Zum Schluss haben Sie verdeckt eine Jahrezeit erhalten und mussten sie auf Deutsch beschreiben. Welche Bräuche oder Pflanzen gibt es etwa in dieser Jahrezeit, oder welches Gemüse hat in dieser Jahrezeit Saison? Wir haben uns ein bisschen über die japanischen und deutschen Bräuche ausgetauscht.
Ich findes es sehr schön, dass es in Japan eine solchen Jahreszeitenkultur gibt. So gibt es im Jahr immer wieder Dinge, auf die man sich freuen kann und man bekommt ein Auge für den Wandel der Natur. Natürlich geht es auch darum, immer neue Produkte zu verkaufen und viele Bräuche können schnell zur Pflicht werden.
Über die Jahreszeiten in Japan kann man wirklich eine lange Zeit sprechen und auch über die Besondereheiten in Deutschland konnte in dieser Kneipe bei Weitem nicht gesprochen werden. Was Sie aber auf jeden Fall aus dieser Sprachkneipe mitnehmen können, ist, dass es auch in Deutschland vier Jahreszeiten gibt und diese entsprechend unterschiedlich begangen werden. Zum Schluss gab es für jeden noch eine kleine Schokolade aus einem original deutschen Adventskalender.
Am vergagenen Samstag gab es nach sehr langer Zeit mal wieder einen Deutschen Filmzirkel der JDG. Da aktuell nicht viele deutsche Filme in den japanischen Kinos laufen, habe ich mich entschieden mit Ihnen in gemütlicher Runde in den Räumlichkeiten der JDG über einen meiner deutschen Lieblingsfilme zu sprechen. Ich habe mich für Doris Dörries Film „Kirschblüten- HANAMI“ aus dem Jahre 2008 entschieden. Dies hat im Großen und Ganzen drei Gründe: 1. Ich mag den Film sehr und habe ihn auch damals auf der Berlinale geguckt. 2.Er hat einen sehr interessanten Japanbezug 3.Er zeigt Tokyo zur Kirschblütenzeit, die ja bald wieder anfängt.
In meinem Vortrag habe ich Dörries Film mit dem Klassiker „Tokyomonogatari“ (Tokyo Story) von Yasujiro Ozu verglichen. Dieser in den 50er Jahren unter anderem mit der sehr bekannten Schauspielerin Setsuko Hara gedrehte Schwarz-weißfilm ist ein Klassiker des japanischen Kinos und findet sich auch in internationalen Filmrankings, etwa dem des British Film Instituts, auf sehr hohen Plätzen wieder. In dem Film Tokyomonogatari geht es um ein altes Ehepaar, das sein beschauliches Zuhause am Meer verlässt, um die erwachsenen Kinder in Tokyo zu besuchen. Diese sind allerdings zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt und haben daher kaum Zeit für ihre eigenen Eltern. Schon nach kurzer Zeit werden sie ihnen lästig.
Einzig Noriko, die Witwe ihres verstorbenen Sohns kümmert sich um dei beiden und nimmt sich an ihrer Arbeitsstelle frei, um Zeit mit ihnen zu verbringen. In Dörries Film ist die Ausgangssituation ganz ähnlich: Das Ehepaar Rudi und Trudi (Hannelore Elstner und Elmar Wepper) lebt in einem friedlichen Dorf in Süddeutschland. Trudi erfährt zu Anfang des Films, dass ihr Mann nicht mehr lange zu leben hat und beschließt, unfähig ihm die Diagnose zu überbringen, mit ihm zusammen noch einmal die Kinder in Berlin zu besuchen. Sie kommen bei der Familie ihres Sohns Klaus unter, der als Politiker ebensowenig Zeit hat, wie ihre Tochter Kathrin. Die beiden Alten finden sich in der Großstadt Berlin nur schwer zurecht und kommen zu dem Schluss, dass sie ihre eigenen Kinder nicht mehr richtig kennen. Nur Kathrins Freundin Franzi zeigt ihnen die Stadt und kümmert sich ein wenig um sie und schaut zusammen mit Trudi, die eine große Vorliebe für japansichen Butoh-Tanz hat, eine Butoh-Veranstaltung an.
Genau wie in Ozus Film fahren Rudi und Trudi anschließend ans Meer. Dort stirbt Trudi unerwartet und lässt Rudi als Witwer zurück. Rudi, der ohne seine geliebte Frau nur schlecht zurecht kommt, beschließt, nun endlich seinen in Tokyo arbeitenden Sohn Karl zu besuchen. Dort sucht er all die Orte auf, die seine Frau gerne noch gesehen hätte und macht Bekanntschaft mit einer jungen Butoh-künstlerin.
Dörries Drama greift Elemente von Tokyomongatari, wie etwa den Kontrast zwischen Großstadt- und Landleben und die Entfremdung der Kinder von ihren Eltern auf und überträgt sie auf eine deutsche Familie. Sie ergänzt die Geschichte zusätzlich um eine Reise nach Japan, welches die Regisseurin oft zum Schauplatz ihrer Filme auswählt. Die Kirschblüte lässt sich als Symbol für Vergänglichkeit auch auf die gemeinsame Zeit mit den Eltern übertragen, die nur von endlicher Dauer ist. Der Film hinterfragt das hektische Großstadtleben, welches kaum noch Freiräume lässt, aber auch die absolute Priorität der Arbeit in der modernen Gesellschaft.
Eine weitere Botschaft des Films ist, dass man sich für die Familie und geliebte Menschen Zeit nehmen sollte, solange man noch zusammen sein kann. So bereuen die Kinder später, dass sie so wenig Zeit für ihre Eltern hatten, als diese noch lebten. Durch den Butoh-Tanz, eine moderne japanische Tanzform, die oft die Transzendenz zwischen Leben und Tod thematisiert, wird Ozus Film eine weitere Komponente hinzugefügt.
Ich selbst habe den Film nun schon einige Male gesehen und finde ihn immer wieder sehr rührend. 私は何度かこの映画を見ていますが、いつも感動してしまいます。
Am Ende des Filmzirkels haben wir gemeinsam unsere Ideen und Gedanken zum Film ausgetauscht. Neben der angesprochenen Thematik fanden viele von Ihnen interssant, wie der Film Japan darstellt. Manche Szenen zeigen Japan aus deutscher Sicht, in anderen werden universale Themen aufgegriffen oder Seiten von Japan gezeigt, die man in japanischen Filmen nicht so oft zu sehen bekommt. Der aus der deutschen Filmlandschaft herausstechende Film „Kirschblüten-HANAMI“ zeigt, dass der Generationskonflikt und die Entfremdung von den eigenen Eltern, ein Thema ist, dass wohl jedes Land betrifft und sich in alle Kulturkreise übersetzen lässt. 映画サークルの最後に、映画についての感想や考えを述べあいました。多くの参加者にとって、すでにお話したテーマ以外にも、日本画この映画でどう描かれているかが興味深かったようです。多くのシーンはドイツ人の視点から見た日本でしたが、普遍のテーマが取り上げられ、日本の映画ではあまり見ることができない側面から描かれているとも言えるでしょう。 小津監督の映画で表された世代間のギャップや両親の疎遠は日本だけでなく、どの国でもある事象であります。ドイツ映画のなかで独特な「HANAMI」はその証明です。
Seien Sie gespannt, was der nächste Filmzirkel bringt! 次の映画サークルをお楽しみに!
Am Mittwoch habe ich mein letztes Sprachcafe als Praktikantin der JDG gegeben- die Themenwahl fiel mir entsprechend schwer. Schließlich habe ich mich entschieden, mit Ihnen über das grundlegene Element aller Sprachcafes zu sprechen: die deutsche Sprache.
Von Anfang an war ich von Ihren sehr guten Sprachkanntnissen begeistert und es hat mich sehr interssiert, wie Sie bis zu diesem Sprachlevel gekommen sind. Dieser Weg sieht für jeden ja ein bisschen anders aus und die Motivation Deutsch zu lernen ist von Person zu Person verschieden.
Zu Anfang habe ich Ihnen eine kleine Umfrage zum Deutschlernen ausgeteilt, die wir dann zusammen ausgewertet haben. Viele von Ihnen haben Deutsch das erste Mal in der Universität gehört und fanden es am Anfang „hart“, „männlich“ oder „eckig“. Mit der Zeit und mehr Verständnis hat sich Deutsch dann aber für viele in eine schöne, melodische Sprache verwandelt. Nicht wenige von Ihnen haben Deutsch schließlich auch durch klassische Musik, etwa von Bach oder Bethoven, kennengelernt. Deutsch hat ja den Ruf, eine sehr schwere Sprache zu sein. Die meisten von Ihnen würden dem allerdings nicht zustimmen. So seien im Grunde alle Sprachen ähnlich schwer und es gebe nur einige Besonderheiten, die jede Sprache einzigartig machen.
Deutsch ist nicht gleich Deutsch und so unterscheidet sich das gesprochene Wort in Deutschland je nach Region. Einige Deutsche Dialekte sind selbst für Deutsche schwer zu verstehen. Bei unserem kleinen Dialektquiz haben wir zusammen versucht, die verschiedenen Mundarten zu erraten.
An der Tafel haben wir Ihre deutschen Lieblingswörter gesammelt. Am Ende standen dort Worte wie „Heimat“, „Gemütlichkeit“, „Leidenschaft“ oder „jein“, die man zum Teil wohl nur schwer übersetzen kann. So haben wir auch über japanische Worte gesprochen, die Ihnen im Deutschen fehlen. Der kulturelle Unterschied zwischen Japan und Deutschland äußert sich auch über die Sprache. Redewendungen wie „otsukaresama“ („gut gemacht/ du hast dich angestrengt“) oder „yoroshiku onegaishimasu“ („Bitte seien Sie mir genädig/ ich bin erfreut“ ect.) gibt es im Deutschen einfach nicht treffend. Eine neue Sprache eröffnet dem Lernenden auch immer eine neue Welt und eine andere Weise über die Dinge nachzudenken.
All diejenigen, die eine Sprache bis zu einem gewissen Level beherrschen, kommen irgendwann auch einmal in die Situation, dass sie für ihre Sprachkenntnisse nicht mehr gelobt werden, sondern ganz normal mit den Leuten sprechen möchten. Meine Frage zum Schluss lautete schließlich, wie Sie mit Lob gegenüber ihren Sprachkenntnissen umgehen.
Es war wieder eine sehr interessante, angeregte Diskussion und ich habe meine letzte Sprachkneipe sehr genossen. Gerne würde ich mit Ihnen noch über viele andere Theme sprechen, aber ich bin mir sicher, dass Sie mit meiner Nachfolgerin weiterhin fleißig Ihre Deutschfähigkeiten verbessern können. Ich wünschen Ihnen alles Gute!