Zwei Jahre habe ich bei der JDG gearbeitet und für diese möchte ich mich hier, auch wenn Platz und Worte wohl nicht reichen werden, von ganzem Herzen bedanken.
Über sich hinauswachsen Ich weiß noch wie ich vor zwei Jahren, mit einem 20kg schweren Koffer, in Yotsuya-Sanchome ankam und keine Ahnung hatte wo ich hin musste. Damals war einzig und allein das JDG Büro zu finden eine Herausforderung. Es dauerte eine Weile bis ich den Weg vom Büro zum Bahnhof fand, ohne mich zu verlaufen. Ich erinnere mich noch an die vielen Kanji, als ich zum ersten Mal meine Mails checkte und mich wie ein Analphabet fühlte. Die Aufregung vor der ersten Sprachkneipe, die Kopfschmerzen beim Übersetzen des ersten Artikels den ich für die Brücke schrieb. Auch jetzt verlaufe ich mich noch manchmal, aber nicht mehr auf dem Weg zum Büro. Meine Mails kann ich zu 80% lesen und dank den vielen positiven Erfahrungen die ich bei meinen Veranstltungen machte, braucht es für Aufregung nun um einiges mehr als eine Sprachkneipe. In zwei Jahren JDG habe ich sogar ein, zwei Kommaregeln gelernt. Kopfschmerzen beim Übersetzten meiner Brückeartikel kriege ich zwar noch immer, aber ich hatte dank all den wunderbaren Menschen um mich herum, denjenigen die regelmäßig meine Veranstaltungen besucht haben und jene mit denen ich zusammengearbeitet habe, die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln, mich auszuprobieren, neues zu lernen und über mich hinauszuwachen. Vielen Dank.
Darf Arbeit soviel Spaß machen? Haben Sie schonmal mit Ihren Kolleginnen die Arbeitszeit in Läden mit roter Glücksunterwäsche verbracht? Tanzt Ihr Vorgesetzter manchmal zu Ihrer Unterhaltung Michael Jackson im Büro? Falls ja, können Sie sich wahrscheinlich so glücklich schätzen wie ich. In einem Land wie Japan, was in Deutschland für Überstunden, Urlaubslosigkeit, im schlimmsten Fall für Karoshi bekannt ist, hatte ich die letzten zwei Jahre vorallem eins bei der Arbeit: Spaß! Und der Hauptgrund hierfür waren die Menschen mit denen ich zusammen gearbeitet habe. Nicht nur Scherze und Gespräche in der Pause oder ein Glas Wein nach Feierabend, nein, auch nervenaufreibende Tätigkeiten, anstrengende Veranstaltungen, chaotische Tagungen, das alles war dank ihnen mit einer ordentlichen Portion Spaß verbunden. Anfangs war ich ein bisschen verunsichert: Ich erwartete nach der Uni mit Beginn der Vollzeitbeschäftigung den Ernst des Lebens, das Erwachsensein. Doch zumindest hier bei der JDG darf Arbeit Spaß machen. Danke hierfür.
Mehr als nur ein Arbeitsplatz Wenn man sich nach dem Wochenende freut zur Arbeit zu gehen um seinen Kollegen davon zu erzählen; wenn man krank ist und die Kollegen die einzig noch offene Arztpraxis (mit dem best aussehendsten Arzt) in Tokyo ausfindig machen; wenn man gemeinsam einen Gasherd durch Kabukicho trägt; wenn man sowohl schöne Erlebnisse als auch Sorgen und Probleme teilen kann; wenn man über mehr als nur die Arbeit spricht; wenn man gemeinsam Okonomiyaki macht, dann ist das mehr als nur ein Arbeitsplatz. Es ist ein Stück Zuhause (was „Zuhause“ für mich bedeutet können Sie in der 2017 September Ausgabe der Brücke nachlesen). Dankeschön.
Im Oktober werde ich den Arbeitsplatz wechseln, in der Hoffnung, dass Herausforderungen,Spaß und liebe Menschen auch weiterhin zu meinem Arbeitsalltag gehören. Wenn helfende Hände gebraucht werden, komme ich aber auch in Zukunft gerne bei der JDG vorbei, weil ich weiß, dass mich eine gute Zeit und ein Stück „Zuhause“ erwarten. In Vorfreude, Miriam.
Jetzt, nach nunmehr 5 Monaten, endet meine Zeit als Praktikant bei der Japanisch-Deutschen Gesellschaft in Tokyo. Nachdem ich im Frühjahr in Deutschland, am Tag der Abgabe meiner Masterarbeit, die Zusage für das Praktikum erhielt, machte ich mich schon zwei Wochen später auf nach Japan. Abgesehen von einem kleinen Urlaub im letzten Jahr sollte dies mein zweiter längerer Aufenthalt im Land der aufgehenden Sonne werden.
Durch meinen Studienaufenthalt in Kyoto 2016-2017 konnte ich mich schnell im Alltag zurechtfinden und hatte nicht das Gefühl „allzu fremd zu“ sein. Obwohl Tokyo als größte Stadt der Welt zugleich sehr spannend, aber auch immer sehr (sehr!) beschäftigt ist, steht es damit doch im Gegensatz zur alten Hauptstadt. Der Alltag im Büro glich dem in Deutschland während meiner Ausbildungs- und Praktikumszeit, wenn doch in Japan immer eine Spur mehr Eifer an den Tag gelegt wird. Wenn es z.B. an die täglichen kleineren Aufgaben geht, scheint auch hier ein Wille zur Perfektionierung allgegenwärtig.
Was ich aus dem Praktikum am positivsten in Erinnerung halten werde, war die große Abwechslung die es mir geboten hat. Natürlich bietet ein Praktikum nicht 100%ige Flexibilität, jedoch gehören routinierte Vorgänge im Büro einfach dazu und die Kollegen zu entlasten war stets ein gutes Gefühl. Die größeren Events waren mir allerdings am liebsten. Es wurden unter anderem Spiel- und Bowlingabende ausgerichtet, ein großes Sommerfest in der Deutschen Botschaft organisiert, einmal im Monat ein Japanisch-Deutscher Stammtisch durchgeführt und ich durfte sogar im Rahmen der Sommerintensivkurse, einige Japaner in der deutschen Dichtkunst unterrichten.
Am meisten Spaß haben mir jedoch meine „eigenen“ Projekte gemacht. In den Sprachcafés die ich ausrichten durfte, konnte ich mein Wissen um die Deutsche Geschichte an meine japanischen „Schüler“ weitergeben. Den kulturellen Austausch zwischen Japan und Deutschland hierdurch fördern zu dürfen, hat mich sehr gefreut und auch ein kleines bisschen mit Stolz erfüllt. Die Teilnehmer gaben mit stets das Gefühl, sich wirklich an den übermittelten Fakten zu erfreuen und die deutsche Geschichte, aus dem Wunsch mehr über die deutsche Kultur erlernen zu wollen, zu studieren. Mit einigen von ihnen werde ich auch über das Praktikum hinaus, persönlich in Kontakt bleiben.
Die größte Barriere für mich war, ist und bleibt leider die japanische Sprache. Durch den Büroalltag haben sich mein Wortschatz und vor allem das Hörverständnis sowie die Aussprache verbessert. Durch meine geringe Erfahrung und auch Schüchternheit habe ich jedoch kaum Japanisch gesprochen. Ich hoffe, dass ich trotzdem meinen Beitrag für die JDG leisten konnte und man mich in positiver Erinnerung behält. Das „Abenteuer Tokyo“ soll hier jedoch noch nicht für mich enden. Um den inneren Schweinehund zu überwinden, habe ich mich in eine japanische Sprachschule in Tokyo eingeschrieben und werde mindestens 6 Monate lang damit verbringen, des Japanischen endlich ein wenig mächtiger zu werden.
Was bleibt ist mich bei der JDG und meinen Kollegen für die Erfahrung die ich im japanischen Arbeitsalltag sammeln durfte, und welche mir ebenfalls zu meiner tollen Unterkunft in Tokyo verhalfen, zu danken und ihnen alles Gute für die Zukunft zu wünschen. Auch wenn sich bald ein paar personelle Veränderungen einstellen werden, so denke und hoffe ich doch, dass die Japanisch-Deutsche Gesellschaft in Tokyo nicht aufhören wird, die Freundschaft zwischen beiden Völkern zu fördern und zu fordern.
Nach unserer Sommerpause haben sich am 19. September wieder viele Mitglieder und Nichtmitglieder der JDG zum Stammtisch in Ginza eingefunden. Dieses Mal konnte man nicht nur einige neue japanische Gesichter erblicken, auch zwei deutsche Urlauber fanden ihren Weg zum LION Restaurant. Insgesamt konnte sich der Stammtisch 18 Besuchern erfreuen, so dass wir unsere „übliche Runde“ noch um zwei Tische erweitern mussten. Die deutschen Gäste aus Berlin zogen die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Viele Gespräche über die Eindrücke welche sie in Japan gesammelt hatten und ob ihre Erwartungen erfüllt bzw. enttäuscht oder Klischees bestätigt oder Lügen gestraft wurden, konnten geführt werden. Da auch beim Septemberstammtisch wieder die Lady mit der tollen Stimme anwesend war, konnten die TeilnehmerInnen nicht nur einigen kurzen Ausschnitten bekannter italienischer Arien lauschen, sondern auch ein Liedchen zusammen singen. Unter tatkräftiger Unterstützung eines Japaners und vor allem der deutschen Gäste wurde das Lied „Heideröslein“ angestimmt, was die schon vorher gute Stimmung im Raum noch erheblich erhöhte. Ein langjähriges Mitglied der JDG erzählte mir voller Stolz, dass er ab Oktober 2019 einen weiteren Deutschkurs belegen möchte und seine, durchaus guten, Sprachkenntnisse damit verfeinern wolle. Ein weiterer Gast berichtete davon, dass er schon mehrere Male für längere Zeit in Deutschland gelebt hatte. Die erste Reise für ihn begann 1960 und die letzte im 21. Jahrhundert. Er merkte belustigt an, dass er Deutschland vor, während und nach der Mauer besucht hatte. Für mich persönlich war es mein letzter Stammtisch als Praktikant bei der JDG. In den letzten Monaten habe ich mich mit vielen Stammgästen anfreunden können und möchte auch in Zukunft gerne wieder an dieser gemütlichen Runde teilnehmen. Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass ich von einem Teilnehmer eingeladen wurde ihn auf dem Lande zu besuchen, um, nach einem gemeinsamen Mittagessen, ein wenig über die japanisch-deutschen Beziehungen zu sprechen. Ebenfalls erhielt ich die Einladung zu gleich drei Konzerten unseres emeritierten Musikprofessors. Wieder einmal stammen die Aufnahmen vom Stammtisch von unserem „Hausfotographen“ der seit langer Zeit jedes Mal die Treffen im Ginza-LION in seinen Bildern protokolliert, ihm gebührt auch dieses Mal unser Dank.
Krieg und Zerstörung haben das 20. Jahrhundert geprägt wie kein anderes. Es wurden und werden weiterhin Konflikte ausgetragen, jedoch sind niemals zuvor so viele Menschen in so kurzer Zeit gestorben wie im Zeitalter der beiden Weltkriege. Der Zweite Weltkrieg brachte Deutschland an den Rand der Vernichtung, das Wissen um dieses schwere Los ist auch den meisten Japanern bekannt, teilten sie doch das Schicksal der Besiegten. In der deutschen Geschichte gab es jedoch noch andere Krisen, die das deutsche Volk selbst beinahe auslöschten, z.B. die Pest von 1348 und den Dreißigjährigen Krieg der von 1618 bis 1648 auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs (deutscher Nation) und anderen europäischen Ländern wütete.
Mein letztes Sprachcafé sollte nun nochmal einen historischen Kern haben. Auch wenn die meisten Teilnehmer der Cafés sehr oft, auch dieses Mal, über ein beeindruckendes Wissen um die deutsche Geschichte verfügten, so konnte ich doch, viele neue Fakten vermitteln. Zum Beispiel, dass die Pest und der Krieg jeweils 1/3 der Bevölkerung den Tod brachten und die Gesellschaft radikal veränderten, so etwas gab es in der Japanischen Geschichte nicht. Die Pest hat viele Teile der Welt heimgesucht, aber nirgends so stark gewütet wie in Europa. Der alles überschattende Glaube an Gott und die Kirche geriet das erste Mal ernsthaft ins Wanken, die Vormachtstellung des Papstes wich. Durch die Erfahrung mit dem Tod zu jeder Zeit an jedem Ort wurde das Denken nach der Katastrophe stark verändert. Die folgende Mechanisierung (z.B. der Buchdruck), die Reformation der Kirche, die Renaissance und die Aufklärung können als indirekte Folge der Pest gedeutet werden. Die Schrecken des Krieges brachten an dessen Ende die Akzeptanz der verschiedenen Konfessionen und die Neuordnung Europas hervor. Die Pest wurde im Vortrag detailliert erläutert, der Dreißigjährige Krieg wurde jedoch auf die Teilnehmer des Konfliktes, die größte Tragödie im Krieg (Zerstörung Magdeburgs) und den westfälischen Frieden beschränkt, da sonst der zweistündige Rahmen des Sprachcafés deutlich überschritten worden wäre.
In der anschließenden Diskussion lag der Fokus auf großen Tragödien in der japanischen Geschichte. Eine so verheerende Pandemie wie die Pest gab es in Japan nie, allerdings wurde auf die ständigen Naturkatastrophen hingewiesen. Die Pest hat sich tief ins europäische Gedächtnis gebrannt, Japaner gehen jedoch anders mit Katastrophen um. Laut einem Teilnehmer werden diese hingenommen, man räumt den Schaden auf und macht weiter! Als japanische Parallele zum Dreißigjährigen Krieg wurde über die Sengoku-Zeit, Japans 100-jährigen Krieg, gesprochen. Hier wurde von einigen Teilnehmern angemerkt, dass es nicht um Religion, sondern nur um Macht ging, die Macht aber auch der wesentliche Antrieb aller Kräfte im Dreißigjährigen Krieg gewesen ist. Generell war die Diskussion über die verschiedenen christlichen Konfessionen der Punkt, der sich der größten Beliebtheit erfreute. Ich danke allen Beteiligten für Ihre Teilnahme an meinen Sprachcafés und wünsche ihnen für die Zukunft alles Gute.