Am vergangenen Freiag habe ich die letzte Sprachkneipe in diesem Jahr gegeben. Weihnachten rückt ja immer näher, und ich habe mir gedacht, dass wir zu diesem Anlass gut über Geschenke sprechen könnten.
Geschenke gehören ja mittlerweile nicht nur zu Weihnachten fest dazu, sondern sind ein wichtiger Bestandteil zu vielen Anlässen sowohl in der japanischen als auch in der deutschen Kultur. Zu allerserst haben wir also zusammen gesammelt, zu welchen Anlässen man sich etwas schenkt. Tatsächlich gibt es in Japan und Deutschland einige gemeinsame Anlässe, etwa Weihnachten, den Geburtstag oder die Hochzeit. Wie groß und in welcher Form die Geschenke ausfallen, ist jedoch sehr unterschiedlich. Eine japanische Hochzeit etwa kann ein Vermögen kosten und das Brautpaar muss in der Regel auch noch Geschenke für alle Gäste besorgen. In Deutschland schenkt man zu diesem Anlass eher symbolisch, praktische Gegenstände, um den neu entstandenen Haushalt zu unterstützen. Weihnachten ist in Deutschland nicht nur einer der höchsten Feiertage, die Deutschen geben von allen Festen im Jahr am meisten für die Weihnachtsgeschenke aus. Die Suche nach dem geeigneten Geschenk wird schnell sehr stressig. Viele Deutsche greifen da auf den altbewährten, wenn auch oft als unkreativ angesehenen Gutschein zurück.
In Japan ist Weihnachten an sich ja eher ein kleineres Fest für Freunde und Verliebte, trotzdem sind alle Geschäfte weihnachtlich geschmückt und werben für Geschenke. Dabei wird gleichzeitig das traditionelle Oseibou verschickt. Bei diesem sehr japanischen Brauch, wird Freunden und Kollegen am Jahresende mit einem Geschenk meist in Lebensmittelform gedankt. In Kaufhäusern gibt es momentan eine eigene Oseibou-abteilung, in der man die Qual der Wahl hat, sich für ein geeignetes Geschenkset zu entscheiden. Selbst roher Fisch scheint ein beliebtes Geschenk, und wird genauso mit der Post verschickt, wie Kekse, Schokolade, Bier und Tee. Das Gegenstück zum Oseibou, das Ochuugen wird zur Jahresmitte verschickt, wird aber als nicht so notwendig angesehen, wie das Oseibou. Beide Begriffe sind verbunden mit dem sehr japanischen Begriff des „Oseiwa ni naru“ (übersetzt etwa: zur Last fallen, in jemandes Schuld stehen), der in Deutschland vielleicht beim Schenken nicht ganz so vordergründig auftaucht. Das japanische Omiyage (Mitbringsel) soll ja auch als Entschädigung für die Daheimgebliebenen vorgesehen sein, die leider nicht auf die Reise mitkommen konnten. Deutsche bringen aus dem Urlaub eher selten Geschenke mit, verbreiteter sind Postkarten.
Ein entscheidener Unterschied ist in Japan vor allem der Standpunkt des Schenkenden zum Geschenk. Während man in Deutschland in der Regel recht selbstsicher auftritt, spielt man in Japan den Wert seines Geschenks herunter. Sätze wie „Das ist keine große Sache.“ oder gar „das ist langweilig.“ wird man in Deutschland wohl eher seltener höen. Zum Schluss haben wir uns dann ein paar nützliche Sätze angeschaut, um in Deutschland Geschenke zu verschenken und anzunehmen. Ich denke, Sie sind jetzt alle fit für Weihnachten. Mir hat es wieder großen Spaß gemacht und ich würde mich freuen, Sie gesund und munter im neuen Jahr wieder zu sehen. Die nächste Sprachkneipe ist übrigens am 23.1.2015.