Letzte Woche bin ich auf den Berg Takao gestiegen. Es war, trotz verhangenem Himmel, schon recht warm, übrigens habe ich ohnehin nach den ersten paar Schritten bereits zu schwitzen begonnen. Etwa eine Stunde stieg ich solchermaßen hinan, dann war ungefähr die Hälfte geschafft. überdies war die Sonne bereits im Untergang begriffen, vor Einbruch der Dunkelheit musste ich, noch fern des Gipfels, wieder zurück sein. Deshalb mein Gedanke vor jeder Kurve: Jetzt kehre ich um! – In Wirklichkeit aber folgte dann die nächste Kurve, und die nächste, bis ich endlich auf dem Gipfel angelangt war.
Ich frage mich nicht, ob im Bergsteigen eine ähnlichkeit zum Praktikum bei der JDG liegt, oder ob hierin eine richtige Metapher für Mühe überhaupt liegt, ich frage mich nicht, weil ich die Antwort schon kenne, weil ich weiß, wie sehr jeder Neubeginn einem aufragenden Berg notwendig gleicht, wie man die Mühseligkeit, die Erleichterung, auch die Unterstützung erst in der Rundschau auf dem Gipfel völlig zu begreifen beginnt. Hier stehe ich nun, am Ende meines Praktikums, vorüber ein ganzes halbes Jahr, und denke über Anstrengung nach, ohne allerdings etwas zu finden, was mich besonders erschöpft hätte; im Gegenteil war es ein hauptsächlich mit guten Erfahrungen, mit Heiterkeit begangenes halbes Jahr, der Büroalltag war, obwohl mir ungewohnt, rasch und fast mühelos Teil des Alltags geworden, jeden Morgen spazierte ich von Shinjuku nach Shinanomachi – und all diese Morgen sollen nun ein ganzes halbes Jahr ergeben. War es aufgrund meines vorherigen Berufes, der mich nichts als angestrengt hatte? Gut möglich, aber vielleicht bzw. eigentlich mit Sicherheit, gebührt der Dank für mein erfolgreich absolviertes Praktikum hauptsächlich den Mitarbeitern bei der JDG, welche mir neue Erfahrungen ermöglicht, mich stets unterstützt, nie mich im Stich gelassen haben; überhaupt begriff ich dadurch erneut, wie entscheidend für Erfolg, weniger der Beruf, mehr als die aufgewendete Mühe, Mitarbeiter sind, die einem dort helfen, wo man selbst, sei es aus Unvermögen, sei es aus Mangel an Erfahrung, selbst nicht weiter kommt. Wohin werde ich von nun an gehen? Zunächst einmal bleibe ich wenigstens in Japan, sogar in Tōkyō; aber dennoch, trotz der offenkundigen Nähe, weiß ich genau: Die JDG wird mir fehlen, ebenso die Veranstaltungen mit den großartigen Gästen, die mich vor allem im Sprachcafé und in der Sprachkneipe immerzu unterstützt haben. Die JDG ist gewissermaßen eine Familie, die zu besuchen mir hoffentlich hin und wieder gestattet sein wird. Vorläufig allerdings verabschiede ich mich und ziehe weiter.
Auf dem Gipfel des Berges Takao angelangt, konnte ich mich dort nicht allzu lang aufhalten; denn der Weg zurück musste in Betracht gezogen werden, in schnellem Lauf ging es die Wege wieder hinab. Wie-der am Fuße des Berges angelangt, hatte die Dämmerung noch lange nicht eingesetzt. Viele Wege führen den Berg hinauf, ich werde daher gewiss noch öfters vorbeischauen; gleichzeitig sehe ich vor Augen noch einmal den Gipfel des Berges, und in der Ferne eine weitere, noch größere Gebirgsmasse vor dem Himmel sich abzeichnen.